bonjour aus cotonou

ich kann es kaum glauben, aber es ist wahr: das internet in unserer maison funktioniert nun einwandfrei. sogar geskypt habe ich vorgestern das erste mal.

 

bestimmt möchtet ihr gerne wissen, wie ich die ersten 14 tage meines einsatzes hier in cotonou verbracht habe. wo soll ich nur am besten beginnen? so viele neue eindrücke und erfahrungen! alles passt hier gar nicht rein!

 

mein wochenablauf steht jetzt schon einigermaßen fest. ich bin von mo bis freitag in der maison de l’esperance und in den verschiedenen baracken - mein tag dauert dort von 8 bis 17 uhr. was diese einrichtungen sind? die maison de l’esperance ist eine ausbildungsstätte für jugendliche. es werden folgende ausbildungen geboten: bäcker, konditor und seifenhersteller. die jugendlichen werden dort ausgebildet und haben auch theorieunterricht. ich bin dort mit zwei anderen volos – anna aus deutschland und anneleen aus beligien - und mit sr. johanna und tata jeanne im büro. die alltäglichen arbeiten sind zu bewältigen, ähnlich wie ein büroablauf bei uns, nur mit stromausfall, mangelnden mitteln, mehr papier, weniger automatik und weniger stress und hektik. alles a bißl anders, aber total interessant. was ja eigentlich nicht so schwierig ist, ist trotzdem eine kleine herausforderung. in der schule hat mir ja doch niemand gelernt was locher oder klammermaschine auf französisch heißt. und dann kommt noch der komische afrikanische akzent dazu, den einige der kollegen und kinder ihrem französisch beimischen. am anfang habe ich einiges nicht verstanden, aber man gewöhnt sich schnell dran und es geht jetzt schon halbwegs. naja, so konnte ich mich gleich in die lage der kinder versetzten, die fast kein französisch sprechen sondern nur fon. und eines ist gewiss, mit jedem tag hier geht’s besser! ;-)

 

in den baracken werden die kinder vom markt bzw. der jeweiligen umgebung „unterhalten“. es wird gespielt, getanzt, gelacht, gebastelt, geschrieben und alphabetisiert. das ist sehr abwechslungsreich und interessant. aber es ist sehr gut, dass immer ein einheimischer animateur dabei ist, weil viele der kinder dort fast kein französisch verstehen. außerdem muss man sich besonders an die kinder anpassen. die kids sind zwar mitunter schon 12 jahre, aber können oft keine gerade linie zeichnen oder etwas ausschneiden und aufkleben - kann man sich bei uns gar nicht vorstellen. und wenn’s dann darum geht, wer den namen auf seine kleine batellei schreibt, müssen immer die tatas herhalten, denn das geht bei den meisten nicht alleine. es ist anstrengend und fordernd, aber eine irrsinnig tolle und dankbare arbeit. gestern saß ein kleiner junge neben mir. er hat so gut wie gar nichts verstanden. auf jeden fall hat er nett meine vorgezeichneten zahlen ausgemalt und ich habe ihn daraufhin gelobt - das hat er wohl meiner gestik entnommen. er hat laut und herzlich gelacht und mich am arm abgebusselt. ein nettes kerlchen, aber ohne schuhe und von oben bis unten dreckig. die animateurin der baracke hat mir erzählt, dass er mit seiner mama am markt lebt, sich nicht wäscht und immer alleine unterwegs ist. für so einen kleinen strawanzer ist die baracke genau das richtige und ich habe das gefühl, dass es ihm gefällt. sogar beim putzen hat er dann fleißig geholfen.

 

danach geht’s mit einem zem – moto-taxi – wieder in richtung nach hause. in der früh und am abend sitze ich da je 20 – 30 minuten drauf und lasse mich durch die stadt chauffieren. am anfang etwas ungewohnt, aber jeden tag kann ich die umgebung mehr genießen.

 

um halb sieben geht’s dann hier bei uns ins foyer zur studierstunde. ich hab mir meine zwei spezialistinnen schon ausgesucht, mausso und jabou testen meine geduld jeden tag auf’s neue. wie? naja, bei uns würden’s so kleine mädels auch nicht anders machen: kaum ist das heft offen muss die eine auf’s klo, die andere findet ihren kulli nicht und der andern ist wieder zu kalt. das trauen sie sich aber nur bei uns yovos. mit ein bißl gut zureden kann ich sie dann meist von der sinnhaftigkeit ihrer aufgaben überzeugen und es wird geschrieben und gerechnet bis es dunkel wird.

 

sonst ist alles beim alten...christina und ich führen am abend im bett, wenn wir das licht schon ausgedreht haben, oft ewig lange gute-nacht-gespräche und kommen vom einen zum anderen...immer wieder toll. es tut gut jemanden an der seite zu haben – gemeinsam geht doch vieles leichter - freuen, träumen, leiden, lachen,...

 

ach ja, gestern hat’s das erste mal seit ich da bin geregnet. ist zwar ungewöhnlich für die jahreszeit, aber der luft tut’s gut. und somit auch meinen stimmbändern, denn ich habe wieder mal eine stimmbänder-entzündung. zum glück habe ich eine reise-apotheke, die praktisch alles enthält. nachschub bitte nicht vergessen! ;-)

 

so, das war’s dann mal. hoffe ihr könnt euch einen groben überblick über mein dasein hier in cotonou verschaffen. ich werde euch am laufenden halten.

 

schön, dass ihr bei mir seid. liebe grüße aus der ferne – bis bald,

tanja

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