rückblick auf das erste monat

endlich hab ich wieder mal zeit gefunden ein paar zeilen zu schreiben...gar nicht so einfach....bin nämlich abends immer hunde-müde.

 

die zeit vergeht wie im flug...nun sind schon drei wochen meines einsatzes hier in cotonou vorbei. aber es ist keineswegs langweilig. nein, ich habe ständig irgendwas zu tun. so richtig zeit für sich selbst hat man gar nicht. außerdem fehlt dazu auch der platz. im freien sind die kids - der ein oder andere von euch durfte über skype ja schon ein paar mädls begrüßen - und in unserer wohnung ist’s auch ziemlich eng. unser zimmer ist mittlerweile zum abendlichen aufenthaltraum mutiert und anneleens zimmer war bisher büro – leider geht dort das internet jetzt nicht mehr und wir haben unser büro vor’s haus verlegen müssen. naja, so lange nicht regenzeit ist, geht’s ja. auf jeden fall kann’s schon mal sein, dass chrissi oder ich einschlafen und nebenbei noch jemand munter mit uns weiter quatscht. naja, selbst anna merkt nach einem weilchen, dass wir eingeschlafen sind und dreht das licht ab.

 

ich erlebe hier in sehr kurzer zeit vieles, was mich wohl mein leben lang prägen wird. manchmal braucht es am abend schon ein wenig zeit um alles aus dem kopf zu bekommen...und das ein oder andere wird wohl ewig bleiben...auch gut so. eigentlich weiß ich gar nicht was ich euch erzählen soll, weil’s zu viel wäre. aber ich greife einfach mal heraus, was mir gerade im kopf steckt.

 

wir schreiben den 17. februar. schon in aller früh begebe ich mich von der maison de l’esperance durch das morgentliche gewimmel am markt in richtung baracke am großen taxi-bahnhof des marktes. im frühen treiben kommen mir schon zwei der mädls unter, die ich von der bastelei am vortag kenne. sie lachen mich an und grüßen mich freundlich mit namen – recht viel mehr geht sich bei unseren sprachbarrieren nicht aus, aber wir wissen, dass uns was verbindet. weiter schlängle ich mich zwischen yams-wurzeln, strohmatten, stoffen, gemüse und früchten durch den markt. nach ca. 15 minuten fussmarsch habe ich mein ziel erreicht. die einheimischen reden von sport und 30 minuten, aber so geht’s auch. so bin ich wenigstens ab und zu ein wenig sportlich unterwegs, obwohl man sich für die gesundheit wohl was besseres als einen marktspaziergang am größten markt ostafrikas vorstellen kann.

 

in der baracke warten schon die ersten mädls. heute ist zahlen-lernen angesagt. mir hilfe eines arbeitsblattes werden die kommenden und gehenden mädls unterrichten. es ist eine fröhliche truppe und wir haben viel spaß, auch wenn wir uns ohne frank, ein einheimischer animateur, so gut wie gar nicht verständigen könnten. ein mädl möchte mir was erzählen, aber es geht nicht so recht. ich erkenne an ihren handfesseln und füßen nur weiße abdrücke. später erzählt mir frank, dass sie vier stunden in einem hinterhof auf der anderen seite der lagune gefesselt und misshandelt wurde, bis man sie dann laufen hat lassen. die gewalt hat deutliche spuren am körper des mädls hinterlassen. auf der dunklen haut sieht man die abdrücke noch besser – alle wunden sind weiß-rosa, eigentlich gleich wie bei uns. das ist wohl nur eines der szenarien, das dieses mädl mit ihren 12 jahren bereits durchgestanden hat. und trotz allem was sie mit ihren jungen jahren schon erlebt hat, sind die schnecken, die wir am arbeitsblatt ausmalen, alle bunt und ein lächeln ziert ihr gesicht.

 

das schlimme am ganzen ist, dass die mädls nicht in der gewissheit schlafen gehen könne, dass sie so ein martyrium nicht bald wieder durchstehen müssen. solange sie am markt schlafen, essen und wohnen, leben sie in gefahrt wieder einen der „schlechten“ in die hände zu fallen. wenn unsere einheimischen streetworker die mädls am markt mal aufgegriffen haben und ihre geschichte kennen, versuchen wir sie bei uns zu behalten und ihnen zu helfen. meistens funktioniert es, aber es braucht halt alles seine zeit. und bei der menge an elternlosen kindern am größten markt ostafrikas kann es schon ein weilchen dauern, bis zu überhaupt von unseren einrichtungen erfahren. aber die hoffnung stirbt zuletzt und unsere mitarbeiter sind fleißig tag und nacht im rahmen der sillionage am markt unterwegs um die notleidenden mädchen zu finden.

 

am 18. februar bin ich das erste mal mit anna am moto unterwegs gewesen. ich sag’s euch, um gar nichts schlechter als bei einem fremden zem-fahrer hinten drauf. eigentlich ist uns ja bei der vorbereitung gesagt worden, wir dürfen nicht mir irgendwelchen fahrzeugen selbst unterwegs sein, aber bei uns ist das wohl eine ausnahme. naja, es ist billiger wenn zwei der volos für die maison de l’esperance auf einem moto fahren, als wenn wir uns jeden tag für hin und zurück ein zem nehmen. und wirklich sicherer fühlt man sich auf einem zem mit gemietetem fahrer auch nicht.

 

am wochenende stand der erste ausflug an. samstag und sonntag ging’s für zwei tage nach grand popo – sozusagen ein verspätetes valentins-geschenk der schwestern. aber es war auf jeden fall ein geschenk...

 

nach drei stunden taxifahrt, während der ich aufgrund des fahrstiles unseres chauffeures und der überfüllung des autos mit sieben personen kein auge zumachte, kamen wir wohlbehalten in grand popo an. nach einigen diskussionen mit dem fahrer wurden wir sogar bis zu unserer tatsächlichen bleibe für die nächste nacht gebracht – naja, ein wenig geld mussten wir noch zustecken. lions bar – happy reggae place forever! unsere unterkunft wurde ihrem namen tatsächlich gerecht. rasta people, beach feeling, cocktails, meterhohe wellen und chillige reggae-musik...

 

am nächsten tag machten wir mit eustach, unserem guide, den wir am abend bei der reggae-fete kennenlernten einen ausflug: zu dritt auf einem zem, zu fuss durch alte zusammengefallene kolonialbauten, entlang am strand, in eine kleines, motorisiertes holzboot, zwischenstopp in einer kleinen village, wo wir den chef um besichtigungserlaubtnis fragten, durch mangroven zum bouch du roi (mund de königs). dort fließen zwei große flüsse direkt ins meer. die strömung ist gerade so, dass man sich hineinlegen kann und das wasser einen nicht mitreißt. beim schwimmen kommt man halt nicht wirklich weiter – geht in richtung natürlicher gegenstrom-schwimmanlage. auf jeden fall war’s wunder schön...keine leute, warmes wasser, sauberer sandstrand und ruhe. nach einem ausgiebigen badestopp ging’s weiter mit dem boot in einen kleinen wald für ein pick-nick. satt und zufrieden haben wir bei der rückfahrt noch einen zwischenstopp in einem vodoo-dorf gemacht und uns am schluss noch eine schildkröten-farm angeschaut. alles im allen eine unvergesslicher tag, an dem uns unzählige zufriedene, lustige einheimische untergekommen sind und uns den tag versüsst haben. aber schaut euch am besten die fotos von unserem ausflug selbst an...

 

so, das war’s dann wieder mal...a bißl was von der arbeit und vom vergnügen, für das aber hier nicht allzu viel zeit bleibt. naja, so ist die vorfreude größer.

 

bis bald – a bientot – tanja

 

p.s.: vergesst nicht die fotos...übrigens meine cam ist genau das richtige für hier.

p.p.s.: obwohl ich viele neue freunde gewonnen habe, vermisse ich euch sehr...

 

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