wahlen, baracke, oratorio,...

dr. thomas yayi boni...wer ihn bis vor kurzem nicht kannte, kennt ihn jetzt! den amtierenden präsidenten benins. die straßen werden mit transparenten seines abbildes geziert und an sämtlichen gebäuden kleben seine flugzettel und plakate. geld gibt’s wohl für das ein oder andere nicht genug, aber für wahlwerbung wird vieles verbraten. von t-shirt, über caps und sogar teller und tassen findet man mit dem lachenden gesicht des amtierenden präsidenten. aber er hat’s dieser tage nicht einfach. die wahlen sind schon von letzten sonntag auf eine woche später vertagt worden und so nimmt der wahlkampf kein ende. bei 20 kandidaten, die zur auswahl stehen, ist dies kein leichtes unterfangen. aber die parteien sind einfallsreich. sogar bares geld gibt’s für die bevölkerung. naja, das ist wohl ein mittel, das hier jeder gut gebrauchen kann! etwas anders läuft das poolen um die stimmen hier schon ab. so hat hier jeder kandidat sein lied, das alle kennen. es gibt keine endlos langen heftchen mit sinnlosen wahlversprechen, weil der großteil der bevölkerung aufgrund der hohen analphabetenrate diese nicht entziffern könnte. so sind hier zum beispiel dinge wie die herkunft des zukünftigen präsidenten und seine muttersprache ausschlaggebender, als seine versprechen an sich.

 

auf jeden fall hat der noch amtierende präsident heute einen pluspunkt von mir bekommen. gestern am abend hat er spontan beschlossen, dass heute ein arbeits- und schulfreier tag ist, weil viele der einheimischen noch keine wahlkarten haben und die warteschlangen vor den gemeinden schon um sieben uhr am morgen endlos sind. erfahren haben wir von dem freien tag natürlich erst heute um halb acht uhr in der früh - das ist normal die zeit zur abfahrt in die arbeit. naja, so haben wir unser frühstück verlängert. wir fragten einige der einheimischen wie denn alle von so einem kurzfristigen freien tag erfahren können. über tv, radio und klatsch-und-tratsch wird das hier innerhalb von zwölf stunden so schnell verbreitet, dass tatsächlich heute morgen bei der schule nebenan kein schüler zu sehen war. unerklärlich für unser eins, aber es funktioniert.;-)

 

so, jetzt genug der dinge rund um die wahlen. ich hoffe nun, dass sie tatsächlich am sonntag, also übermorgen stattfinden und dann endgültig wieder der alltag hier einkehrt – sofern es so etwas hier überhaupt gibt.

 

und jetzt zu mir: nach zwei tagen im bett geht’s mir dank niedernsiller-bienenhonig, kamillentee, liesbethscher-hausapotheke, antibiotikum, nasenspray und schweizer kräuterzuckerl wieder besser. ups, fast hätte ich’s vergessen. natürlich hat chrissis häusliche pflege mit frühstück ans bett auch zu meiner genesung beigetragen. ich habe angina oder so, meint sr. miet. zur zeit bin ich noch fest am tabletten schlucken, aber es geht bergauf. bin schon wieder in der arbeit und die kinder bringen einen auf andere gedanken – ich habe gar keine zeit zum krank sein. auf jeden fall hoffe ich, dass das das erste und letzte mal war. es ist nämlich furchtbar bei 30° zimmertemperatur im bett zu liegen – man schwitzt nur!

 

was meine arbeit betrifft, habe ich jetzt einen fixen plan. ich bin jeden vormittag von 8 bis 12 bei tata carmelle – das ist eine einheimische animateurin/erzieherin – in der baracke. wir haben dort jeden tag zwischen 45 und 60 kinder – zu zweit! ach nein, zur zeit bekommen wir drei mal die woch von adeline oder marie – zwei belgische praktikantinnen, die ihre diplomarbeit hier schreiben – unterstützung. die kids sind alle zwischen 3,5 und 8 jahren alt und kommen aus dem ortsteil am rande des marktes aus den umliegenden häusern zur alphabetisierung, zur unterhaltung, zum basteln, singen und tanzen zu uns. die arbeit dort ist sehr abwechslungsreich und es wird nie langweilig. je nach animation sind die kids entspannter oder auch nicht. auf jeden fall ist’s egal was wir machen, in der pause ist immer ein geschrei, dass man meint es wären 100 kinder dort. es wird gelaufen, gerauft und gebrüllt – also wie daheim, nur etwas lauter, aggressiver und brutaler!

 

was anfangs komisch für mich war, ist jetzt alltag! so hat fast jedes kind einen plastikhocker auf dem es sitzt – ohne tisch. wenn zu viele da sind, dann sitzt der rest einfach auf strohmatten am boden. wenn’s zum schreiben wird, erhält jeder ein kleines schwarzes täfelchen und ein stück kreide. juhui, seit einer woche haben wir tatsächlich für jedes kind eine tafel! ich stelle mir vor, dass oma vor 60 jahren das schreiben ungefähr gleich gelernt hat, nur mit dem unterschied, dass sie schon tische und richtige stühle hatten, oder? auf jeden fall funktioniert das schreiben so super und einige der großen können schon richtige buchstaben schreiben. und es wird jede woche einer mehr! was bei dieser arbeit aber nicht einfach ist, ist dass die kinder so unterschiedlich alt sind. so kann man von einem 3jährigen wirklich noch nicht erwarten, dass er a und b schreibt. aber die kleinen begnügen sich zur zeit mit dem buchstaben o. so ist für jeden etwas dabei.

 

was alle kinder mögen ist malen. so lieben sie es, wenn wir kopien austeilen, die sie ausmalen können. und natürlich liebt jeder das gesang. von lied und tanz kann hier wohl niemand genug bekommen. den rhythmus haben schon die kleinsten im blut!

 

heute möchte ich euch noch vom oratorium erzählen. diese findet jeden sonntag im schulgelände in zogbo statt. das ist dort wo wir wohnen. es kommen viele kinder der umgebung und wir bieten verschiedene aktivitäten an. so macht sr. augustin immer sport, sr. vicky bastelt und chrissi und ich machen auch immer eine aktivität. chrissi und ich haben uns den kleinsten (2 – 6 jahren) verschrieben, weil mit denen nicht so recht jemand eine freude hat. spielen ist mit denen etwas schwierig, sofern es ja 2,5 h sind wo sie beschäftigt gehören und viele nicht wirklich gut französisch sprechen. so haben wir mittlerweile herausgefungen, dass malen und basteln am besten ankommt. es geht zwar trotzdem immer ein wenig drunter und drüber, aber das gehört zum afrikanischen alltag hier dazu. sr. augustin hat nach einem besuch bei einer unserer basteleinheiten gemeint, sie sei froh, dass wir uns der kleinen angenommen haben, denn das wäre für sie zu nervenaufreibend. naja, 40 kleine kids in einem raum und ein mega geschrei ist wirklich kräfteraubend. es muss ja jeder immer nach drei strichen die tatas – das sind chrissi und ich - fragen ob’s so passt und ob eh alles schön ist. mittlerweile haben wir es ja schon geschafft, dass so ziemlich jeder auf seinem platz sitzen bleibt und nicht mit jedem strich hinter uns herläuft. nach so einem sonntag-nachmittag kann man sich wirklich nur am lachenden und freudestrahlenden gesicht der kleinen stärken, wenn sie rausgehen und mit ihren kleinen kunstwerken winken und für fotos posieren. sie lieben es, wenn man fotos von ihnen macht. mittlerweile haben sie auch schon verstanden, dass es besser ist, wenn sie nicht 1 cm vor der linse kleben sondern ein bißchen mehr abstand halten.

 

sonst gibt’s zur zeit nicht viel zu berichten. die tage schauen alle ähnlich aus und die wochen wiederholen sich. so vergeht die zeit und wir volontärinnen werden immer weniger. so verlässt uns anneleen schon in drei wochen und marie in fünf. dann bleiben nur mehr die drei deutschsprachigen übrig...

 

so, jetzt bin ich wieder mal am ende meines berichtes angelangt. ich möchte diese gelegenheit nützen um mich bei euch allen für die vielen lieben gästebucheinträge, die netten e-mails und gemütlichen skype-einheiten zu bedanken. es ist schön zu wissen, dass ihr an mich und die kinder hier denkt....es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist.

 

bis bald – liebe grüße aus afrika – tanja & die kinder von cotonou

 

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